2014 - Die Suche und Entscheidung
Auf der Suche nach einem großen Zuhause für unsere Familie kamen wir zum ersten mal im Frühjahr 2014 nach Volzrade. Gegensätzlicher hätten die Emotionen nicht sein können: Einerseits war es eine Liebe auf den ersten Blick, andererseits waren wir drauf und dran sofort vor dieser großen Aufgabe zu kapitulieren. Denn das Haus war nur noch ein Schatten seiner ursprünglichen Erscheinung. Es war einfach nur noch ein grauer Klotz.Nichts erinnerte mehr an seine Schönheit und großartige Geschichte.
Aber irgendetwas ließen uns dieser Ort und dieses Haus spüren. Als ob es, ebenso wie wir, auf der Suche nach jemandem war.
Also prüften wir über mehrere Monate ob und wie wir zusammenpassen könnten, ob dieses Haus noch zu retten war, ob so ein Projekt für uns überhaupt möglich ist.
Schon von außen war zu sehen, wie sehr das Haus im Laufe der letzten Jahrzehnte gelitten hatte: Das Dach undicht, mit Biberschwanz Ziegeln statt der historischen Schieferdeckung, das Balkentragwerk schief und marode, der historische Traufsims abgebrochen und mit Brettern vernagelt. Risse im Mauerwerk, grauer Betonputz, unterschiedlichste Kunststofffenster, marode oder komplett fehlende Fenstersimse. Überhaupt fehlten die meisten historischen Schmuckelemente: Die Simse, die Fensterfaschen, der Aufbau über dem Mittelrisalit, die Bossierung am Kellergeschoss, nichts von der ursprünglichen Schönheit war mehr vorhanden. Lediglich die Säulen an der Nordfassade erinnerten an bessere Zeiten.
Im Gutshauspark grasten Pferde, der historische Baumbestand war dezimiert und vernachlässigt. Ein Wildwuchs an Büschen, Sträuchern und Bäumen ließ die ursprüngliche Parkanlage kaum mehr erkennen. Überall auf und unter dem Gelände war Schutt und Müll abgelagert, auf der Parkseite gab es zudem verschlagsartige Anbauten.
Dieses Bild setzte sich im Inneren fort: Abblätternder Putz und Farbe, kaputte Türen, durchgebrochene Böden und Decken, fehlender Stuck, neuzeitlicher Trockenbau, der die ursprüngliche Raumaufteilung zerstörte. Mauerdurchbrüche und Aufputzinstallationen überall.
Aber hinter all diesen Spuren der Zeit, dem Schutt und der Vernachlässigung der letzten Jahrzehnte konnten wir erkennen, wie viel von der ursprünglichen Schönheit und großartigen Geschichte doch noch vorhanden war. Und entschieden uns dafür, diese Aufgabe anzunehmen.
Wir ahnten also schon, wie groß und zahlreich die Aufgaben sein werden, die uns dieses wunderbare alte Haus stellen würde.