Das Gutshaus

Erste Anfänge

Volzrade wurde erstmalig um das Jahr 1200 als „Volze Roda“ erwähnt, was übersetzt „Platz der Freien“ bedeutete. Es handelte sich dabei um eine kleine Siedlung, die auf dem Turmhügel des ehemaligen Gutsparks angelegt war. Ab dem Jahr 1363 war Volzrade im Besitz der Familie von Pentz. Nachdem die ursprüngliche Ritterburg zerstört wurde, errichtete Lewin von Pentz 1592 das erste Herrenhaus, welches im Jahr 1618 abbrannte. Nach dem Dreißigjährigen Krieg baute Curd von Pentz um 1640 das Herrenhaus wieder auf und fügte zwei Flügel zur Gartenseite hinzu. Er baute eine Windmühle, legte eine Schäferei an und übernahm die Bewirtschaftung des Landes. Somit entstand die Gutswirtschaft. Im Jahre 1827 brannte das Reetdach des Herrenhauses ab.

Neubau 1838

In den Jahren 1838 - 1840 wurde das Herrenhaus durch August Friedrich von Pentz und dem Architekten J.H.Gottfried Krug aus Berlin neu erbaut, wobei die Fundamente und einige alte Mauern des früheren Herrenhauses integriert wurden. Als Vorbild diente die Villa Godi in der Toskana des berühmten Baumeisters der Renaissance, Andrea Palladio.

Umbauten 1863 und 1930

Im Jahre 1863 wurde ein 3. Geschoss hinzugefügt und das ursprüngliche Flachdach durch ein schiefergedecktes Walmdach überbaut. Eine weitere größere Umbau- und Modernisierungsmaßnahme erfolgte in den 1930er Jahren. Dabei blieb die Architektur des Hauses in wesentlichen Teilen bis in die Neuzeit erhalten. Spuren dieser Modernisierung (Elektrifizierung, Transmission für Wäschemangel, Hausbrunnen) können noch heute im Keller besichtigt werden.

Zeit nach 1945

Nach der Enteignung der Familie von Pentz 1945 befand sich das Gutshaus im Besitz der Gemeinde und diente als Zentrum des Dorflebens: Im Erdgeschoss befanden sich ein Supermarkt, der Gemeinschaftsraum des Dorfes sowie eine kleine Bücherei. In den Wohnräumen wurden zuerst Flüchtlinge, später dann überwiegend kinderreiche Familien untergebracht. Die zum Gutshaus gehörenden großzügigen Ländereien wurden im Laufe der Zeit verkauft, und der ursprüngliche Gutshauspark mit dem Orakelwald wurde zum Biotop erklärt. Beides gehört heute leider nicht mehr zum Gutshaus, prägt jedoch immer noch die umgebende Landschaft.

Verfall und Rettung

Auch an dem Haus selbst ging die Zeit nicht spurlos vorüber. Der charakteristische Mittelrisalit verschwand, und die historischen Schmuckelemente der Fassade und der Fenster zerfielen oder wurden zerstört. 1994 konnte Hugo von Pentz das Gutshaus wieder in den Familienbesitz zurückkaufen. Er führte erste Sicherungs- und Sanierungsmaßnahmen durch und konnte das Haus dadurch vor dem endgültigen Zerfall retten.

Der Neuanfang

2014 übernahm die Familie Neufeld-Picciani das Gutshaus. Es wird seither denkmalgerecht und mit viel Liebe zum Detail saniert und instand gesetzt. Auf dem gesamten Gelände und im Gutshaus selbst wurden Unmengen an Schutt und Müll geräumt, nicht denkmalgerechte An- und Umbauten entfernt, und mehrere Wohnungen im gehobenen Standard saniert. 2016 wurden das Dach erneuert, der historische Traufsims rekonstruiert, und der Mittelrisalit, der dem Haus sein charakteristisches Gesicht gibt, wieder aufgebaut. 2017 wurden die Außenanlagen im Gutshauspark unter Wahrung der alten Substanz wieder neu angelegt. Auch für die Zukunft sind Projekte geplant die das Gutshaus Volzrade in all seinem Glanz erstrahlen lassen und es wieder für die Menschen zu öffnen.